Der Handel mit Non-Fungible Token (NFT) hat sich zu einem florierenden Markt im Krypto-Universum entwickelt. Vor allem digitale Kunstwerke sind heiß begehrt und erzielen bei Auktionen mitunter Millionenpreise. Dabei steckt hinter dem Konzept der NFTs eigentlich viel mehr – mit ihnen lassen sich Urheber und Eigentümer digitaler Assets bestimmen, sowie der Wert virtueller Anlagen definieren. NFTs sind deshalb ein fundamentales Element der neuen Digitalwirtschaft.

Als im August ein „EtherRock“, die Zeichnung eines Steins im digitalen Bildformat, für 400 ETH (zu diesem Zeitpunkt etwa 1,12 Millionen Euro) verkauft wurde, war die Verwunderung selbst bei Kunstliebhabern groß. Zwar ist es nicht unüblich, dass Werke bei Versteigerungen für mehrere Millionen Euro den Eigentümer wechseln. Doch selten sorgte eine Auktion wie die des „EtherRocks“ für solche Irritationen. Schließlich – so sprachen viele Kritiker – handle es sich um ein digitales Bild, das jeder Internetnutzer auf seinem Smartphone speichern könne. Warum also für eine Zeichnung, die prinzipiell allen frei zugänglich ist, 400 ETH bezahlen? Die Antwort ist einfach: Das Bild kann zwar millionenfach heruntergeladen werden, aber es gibt nur einen Besitzer des dem Bild zugrundeliegenden Non-Fungible Token (NFT).

NFT schaffen Einzigartigkeit im Bereich digitaler Anlagen

Auch wenn der Fall des „EtherRocks“ kurios anmutet: NFTs werden in der Krypto-Szene derzeit nicht umsonst als „the next big thing“ gehandelt. Innerhalb kürzester Zeit hat der Bereich zahlreiche innovative Projekte und finanzgewichtige Märkte hervorgebracht. So ist der Umsatz mit NFTs von 56 Millionen US-Dollar im Jahr 2020 auf 927 Millionen im ersten Halbjahr 2021 gestiegen. Häufig geht es dabei um digitale Kunst. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass NFTs abseits davon ein erstaunliches Potenzial für digital- und realwirtschaftliche Anwendungsfälle besitzen. Denn prinzipiell beziehen sich NFTs auf jegliche Art von Vermögenswerten, die nicht gegen andere Vermögenswerte desselben Typs ausgetauscht werden können.

Während etwa ein Bitcoin gegen einen anderen Bitcoin oder ein Euro gegen einen anderen Euro getauscht werden können, ist ein NFT hingegen einzigartig. Ein Beispiel, um beim Thema Kunst zu bleiben: van Goghs „Sternennacht“ wurde als Replik zwar bereits unzählige Male auf Postkarten und Postern abgedruckt, doch das Original im Museum of Modern Art bleibt unersetzbar. Selbst Fälschungen, die nur von wenigen Experten als solche identifiziert werden können, sind im Vergleich zum Original praktisch wertlos. Mit NFTs verhält es sich ganz ähnlich. Es handelt sich dabei um einzigartige digitale Informationen, über deren Herkunft der Eigentümer einen Nachweis besitzt, der unveränderlich auf der Blockchain gespeichert ist.

Non-Fungible Token bereichern den Krypto-Markt mit wichtigen Funktionen: zum einen lassen sich mit NFTs Urheberschaft und Eigentum virtueller Anlagen nachweisen. Zum anderen können sie zur Verknappung digitaler Assets genutzt werden. Eigentlich zeichnet sich der Bereich des Digitalen dadurch aus, dass Informationen nahezu beliebig häufig kopierbar sind. Da Non-Fungible-Token einzigartig sind, machen sie die entsprechenden virtuellen Assets jedoch zu einem knappen Gut. Sollte sich das Konzept der Non-Fungible Token durchsetzen, sind zukünftig neben digitalwirtschaftlichen auch realwirtschaftliche Anwendungsfälle denkbar. Denn im Prinzip lässt sich jedes Gut – ein virtuelles Grundstück in Videospielen, ein Konzertticket oder aber eine Immobilie – durch einen Token repräsentieren und handeln.

Neue Geschäftsmodelle für die Technologiebranche

Neben Gas und Öl sind Daten längst zum Treibstoff unserer Wirtschaft geworden. In den 27 EU-Staaten könnte der Markt für Daten 2025 bereits 550 Milliarden Euro schwer sein. Die „Big Five“, die fünf größten US-amerikanischen Tech-Konzerne, zu denen unter anderem Google (Alphabet) und Facebook (Meta) gehören, nehmen einen erheblichen Teil ihrer Einkünfte durch Nutzerdaten ein. Je mehr Zeit Menschen im Cyber-Space verbringen, desto mehr Daten produzieren sie und desto mehr ökonomisches Gewicht erhalten diese.

Derzeit wird ein großer Teil dieser Daten von digitalen Plattformen in der Regel für eigene Geschäftsmodelle genutzt – ohne, dass den Urhebern ein Eigentumsrecht über ihre Daten eingeräumt wird. So gehört Nutzern der Content, den sie auf TikTok, Youtube oder Instagram veröffentlichen nicht selbst, sondern meist der jeweiligen Plattform. Mit NFTs lassen sich in diesem Bereich neue Geschäftsmodelle denken, von denen sowohl Tech-Konzerne als auch ihre Nutzer profitieren. So könnte der Besitz bestimmter NFTs etwa zum Zugang exklusiver Inhalte wie Videos, Bilder, Musik, Tweets oder anderem digitalen Content berechtigen.

Eigentum im „Metaverse“

Wer verstehen will, wo die Reise digitaler Assets und der NFTs hingehen könnte, sollte besonders den aktuellen Ankündigungen des Social-Media-Konzerns Facebook Aufmerksamkeit schenken. Die Plattform will den Digitalisierungs-Trend nämlich wie kaum ein anderes Unternehmen auf die Spitze treiben. So träumt Facebooks CEO Mark Zuckerberg vom „Metaverse“ – einer komplett virtuellen Welt, in der Menschen in digitalen Räumen aufeinandertreffen. Möglicherweise begegnen sich Menschen bereits in wenigen Jahren mittels VR in virtuellen Häusern, tragen digitale Kleidung und bewundern Kunst in digitalen Museen. NFTs bieten die geeignete Technologie, um allen diesen zukünftigen virtuellen Gütern des „Metaverse“ Urheberschaft, Eigentum und Werte zuzuschreiben. In digitalen Ökonomien, deren Bedeutung zunehmend durch Bits & Bytes bestimmt wird, könnten NFTs deshalb eine zentrale Stellung einnehmen.

NFTs für Investoren

Wie so oft gilt für Investoren: Wer Trends frühzeitig ausmacht, dem bieten sich große Chancen. Wer vor einem Jahr in erfolgreiche NFTs investiert hat, kann sich heute über fantastische Renditen freuen. Aber man muss nicht in einzelne digitale Kunstwerke investieren, um am Megatrend NFT zu partizipieren. Denn NFTs beflügeln das gesamte Krypto-Ökosystem. Insbesondere Smart-Contract-Plattformen wie Ethereum, die die technische Grundlage für NFTs bieten, profitieren von der steigenden Nachfrage nach digitaler Einzigartigkeit. Wer also (noch) nicht ganz so tief in die Welt der digitalen Token einsteigen will, kann sich diese indirekt beispielsweise über einen Krypto-Fonds ins Depot holen.

Artikel erschienen auf capinside.com