Nutzen im Portfoliomanagement, Krypto-Serie Teil 2
Mit der Blockchain-Technologie entsteht eine völlig neue Anlageklasse – die Krypto-Assets. Dahinter stehen reale Geschäftsmodelle mit unterschiedlichsten Dienstleistungen. Anleger können in diese Geschäftsideen investieren. Auf Grund deren Vielfalt sowie unterschiedlichen Eigenschaften lassen sich mit ihnen nach klassischen Methoden Portfolios konstruieren und steuern.
In der Blockchain-Technologie liegt das Potenzial, in vielen Branchen eine Welle disruptiver Innovation auszulösen. Das liegt an einem grundlegenden Paradigmenwechsel: Da digitale Informationen quasi ohne Kosten unbegrenzt vervielfältigt werden können, war es bisher nicht möglich, digitale Informationen eindeutig zuzuordnen. Es sei denn, die Validierung erfolgte über eine zentrale Instanz. Als Beispiel dienen Online-Überweisungen, die durch Banken oder andere Zahlungsdienstleister durchgeführt werden mussten.
Die Blockchain-Technologie durchbricht diese Logik. Sie erlaubt es, Informationen eindeutig und manipulationssicher abzuspeichern. Das ermöglicht erstmalig die Durchführung von Peer-to-Peer-Transaktionen, also die sichere Übertragung und eindeutige Zuordnung von Werten, ohne dass dafür ein Intermediär zwischengeschaltet sein muss.
Dass sich die öffentliche Diskussion großenteils um Online-Zahlungen dreht, ist verständlich, verstellt aber den Blick darauf, was Blockchains und Krypto-Assets darüber hinaus zu leisten im Stande sind. Ein Beispiel aus der Energieversorgung: Über die Blockchain-Technologie können Leistungen Peer-to-Peer sicher und automatisiert abgerechnet werden. So können sich dezentrale Energie-Handelsplattformen bilden, in denen die Teilnehmer als sogenannte Prosumer (Wortschöpfung aus Producer und Consumer) die Energie sowohl herstellen als auch verbrauchen. Der Verzicht auf aufwändige Mittlerstrukturen führt neben der größeren Sicherheit dezentraler Strukturen zu erheblichen Effizienzgewinnen.
Peer-to-peer statt zentrale Plattformen
Die zunehmende Konzentration von Marktmacht im Internet wird zunehmend kritisch diskutiert. Heute kontrollieren einige große zentrale Plattformen wie Facebook, Amazon, Google und Apple weitgehend den Zugang zu den Kunden und schöpfen einen beträchtlichen Teil der von diesen erzeugte Werte für sich ab. So überlassen Nutzer zum Beispiel Suchmaschinen ihre Daten, die diese dann im Geschäft mit Werbekunden in hohe Gewinne umwandeln.
Ähnlich funktionieren soziale Netzwerke: Ihre Nutzer produzieren und verbreiten den Inhalt, der Traffic auf die Website zieht. Auf den ersten Blick kommen die Nutzer in den Genuss von kostenlosen Diensten. Auf den zweiten Blick bezahlen sie, und zwar mit ihren Daten.
Das große disruptive Potenzial der dezentralen Blockchain-Technologie liegt nun darin, dass es den Nutzern solcher Dienste möglich wird, ihre Daten oder die von ihnen erzeugten Inhalte besser zu schützen und direkt zu monetarisieren.
Das Thema ist derart relevant, dass erst kürzlich Facebook-Gründer Marc Zuckerberg darüber gemutmaßt hat, wie diese Technologie in sein soziales Netzwerk integriert werden könnte. Offenbar hat er die potenziellen Auswirkungen der Blockchain-Technologie auf sein Lebenswerk längst selbst erkannt.
Venture Capital, aber hochliquide
Neue, dezentrale Geschäftsmodelle lassen sich in den unterschiedlichsten Branchen über Blockchains abbilden. Geschäftsmodelle werden als sogenannte Coins oder Tokens abgebildet. Diese gewähren einerseits Zugang zu einer bestimmten Leistung, andererseits können sie zwischen Teilnehmern gehandelt werden. Die sich daraus ergebende Investment-Idee: Wenn das Geschäftsmodell von den Nutzern angenommen wird, erhöht sich die Nachfrage nach den Tokens und damit auch deren Wert.
Investoren, die die Chancen des Geschäftsmodells erkannt und Tokens erworben haben, können Wertsteigerungen in ihren Depots verzeichnen. Das Prinzip ist simpel, vor einer Anlageentscheidung sollten sich Investoren jedoch ausführlich mit den wirtschaftlichen, technischen und rechtlichen Details des jeweiligen Assets vertraut machen.
Allein auf der Ethereum-Blockchain gibt es bereits Dutzende solcher Anwendungen. Viele davon sind noch in der Start-up-Phase. Welche Dienste sich letztendlich durchsetzen werden, muss sich noch zeigen.
Der Vorteil für Investoren ist deren Liquidität: Die Tokens, die diese Geschäftsmodelle repräsentieren, werden schon heute in weit mehr als 1.500 Fällen an entsprechenden Börsen gehandelt. Anders als bei einem Investment in Start-ups müssen sich Investoren nicht entscheiden, an welches Geschäftsmodell sie glauben, um dann ihr Kapital auf Jahre hin in Form einer illiquiden Unternehmensbeteiligung zu binden. Vielmehr können sie Tokens verschiedener Projekte an einer Börse erwerben und diese auch jederzeit wieder verkaufen, wenn sich ein Projekt nicht so entwickeln sollte wie erhofft.
Vorteile eines aktiven Portfoliomanagements
Aus Sicht eines Investors ist besonders interessant, dass die einzelnen Geschäftsmodelle mit ihren sehr unterschiedlichen Werttreibern und Risiken nach bisheriger Erfahrung nur schwach untereinander korreliert sind. Diese Eigenschaft der Krypto-Assets ermöglicht eine Portfolio-Allokation, mit der sich die Volatilität auf Ebene des Gesamtportfolios verringern und das Risiko-Rendite-Profil der Strategie verbessern lässt.
Zudem ist es möglich, diskretionär spezielle Marktsituationen auszunutzen oder in bestimmte Themen zu investieren. Der Charakter dieser Asset-Klasse zeigt zudem, dass sich gerade in dieser frühen Phase eine aktive Portfoliostrategie anbietet. Denn mit einer gezielten Auswahl der Assets lassen sich zum einen die Risiken dieser hochvolatilen Asset-Klasse bewusst managen. Und zum anderen kann mit gutem Research in dem sehr jungen Markt noch echtes Alpha erzielt werden.
Über den Autor:
Nicolas Biagosch ist Partner der Postera Capital, einem Beratungs- und Beteiligungsunternehmen im Bereich Blockchain und Krypto-Assets mit Sitz in Düsseldorf. Der gelernte Jurist war 20 Jahre in verschiedenen Management-Positionen von Technologie-Unternehmen tätig und ist zudem Gründer der in digitale Geschäftsmodelle investierenden Beteiligungsfirma Digitalhafen.