Bitcoin und Co gelten vielen als Teufelszeug und reines Spekulationsobjekt. Doch mitunter verdienen die Kryptowährungen auch einen Platz in institutionellen Portfolios – nicht nur wegen ihrer Renditeperspektiven, sondern auch als probates Mittel zur Diversifikation. Welche Zugangswege gibt es?

Autor: Wilhelm Nordhaus

Blockchain ist eine der Schlüsseltechnologien, mit der Unternehmen bestehende Prozesse optimieren oder ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln. Kryptographisch gesicherte Coins oder Tokens spielen in der Blockchain-Technologie eine zentrale Rolle: Zum einen werden sie genutzt, um die Betreiber der Netzwerke zu entlohnen. Dadurch werden die Netzwerke sicher und für deren Anwender real nutzbar. Zum anderen können Funktionen, Rechte und sogar andere Vermögenswerte an Tokens gekoppelt werden. So entstehen echte digitale Assets, die digital gehandelt werden können.

In Zeiten, in denen herkömmliche Assetklassen nur geringe Renditen abwerfen und liquide, niedrig korrelierte Assets rar sind, suchen professionelle Investoren zunehmend nach alternativen Anlagen. Befeuert von der Blockchain-Technologie entsteht mit Kryptoassets zurzeit eine neue Anlageklasse, die es Investoren ermöglicht, jenseits von Bitcoin in eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts und die daraus entstehenden Geschäftsmodelle zu investieren. Dabei stellen Kryptoassets – aufgrund ihres Risiko-Rendite-Profils und ihrer Liquidität – eine Anlageklasse dar, die insbesondere für institutionelle Investoren attraktiv sein kann.

Umschwung naht

Kryptoassets basieren auf der technologischen Idee der Blockchain. Mit ihr lassen sich Transaktionen in einem dezentralen Netzwerk fälschungssicher durchführen und dokumentieren. Während digitale Informationen bislang nicht eindeutig zuzuordnen waren, da sie unbegrenzt vervielfältigt werden konnten und für die Validierung eine zentrale Instanz notwendig war, durchbricht die Blockchain-Technologie diese Logik.

„Heute dient das Internet zum Transfer von Informationen. Durch die Blockchain- Technologie wird es künftig auch möglich sein, Wertetransaktionen durchzuführen“, erklärt Professor Dr. Philipp Sandner vom Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance & Management. Durch die Möglichkeit, Informationen eindeutig und manipulationssicher abzuspeichern, wird erstmalig die Durchführung von Peer-to-Peer-Transaktionen ermöglicht – also die sichere Übertragung und eindeutige Zuordnung von Werten, ohne dass dafür ein Intermediär zwischengeschaltet werden muss. Dieser Verzicht führt zu einer größeren Sicherheit dezentraler Strukturen und eröffnet Investoren ein völlig neues Feld.

Trotz der rasanten Entwicklung standen große Vermögensverwalter und traditionelle Fondsmanager Anlagen in Kryptoassets bisher eher zurückhaltend gegenüber. Dass sich hier ein Umschwung anbahnt, bestätigt zum Beispiel eine Stu- die des US-Researchhauses Tabb Group.

Die Analyse besagt, dass sich klassische institutionelle Investoren zunehmend auf Kryptoassets einlassen werden, da die hiermit verbundenen Hürden nach und nach beseitigt werden. Viele Großbanken sammeln bereits Erfahrungen mit der Blockchain-Technologie. So bietet die Hypovereinsbank Handelsfinanzierungen und die LBBW Schuldscheindarlehen auf Blockchain-Basis an. Die Börse Stuttgart bereitet eigenen Angaben zufolge eine regulierte Handelsmöglichkeit für Kryptoassets ab Herbst 2018 vor.

Nachweisbarer Diversifikationseffekt

Die neue Assetklasse der Kryptoassets ist am ehesten mit alternativen Investments, speziell mit Venture Capital, vergleichbar. Wobei der wesentliche Unterschied darin liegt, dass Kryptoassets an vielen hochliquiden Börsenplätzen rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr durchgehend handelbar sind. Der Liquiditätsaspekt ist aus Investorensicht ein großer Vorteil, da Anleger ihr Kapital nicht auf Jahre hin binden müssen. Zudem weisen Kryptoassets ein Risiko-Rendite-Profil auf, das man in ähnlicher Form nur im Bereich Alternatives findet. Die Volatilität der Assets ist zwar hoch, die risikoadjustierten Renditen waren in der Vergangenheit aber sehr gut.

Neben hohen Renditechancen und der Liquidität ist die Möglichkeit der Risikodiversifikation ein weiterer Vorteil. „Die Beimischung von Kryptoassets wie Bitcoin, Ethereum oder Ripple hat einen positiven Diversifikationseffekt auf Portfolios“, so Martin Schmidt, Partner bei der Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Postera Capital, die 2018 den ersten EU-regulierten Kryptoasset-Fonds in Deutschland auf den Markt brachte. „Kryptoassets haben in der Vergangenheit eine nur sehr geringe Korrelation zu allen anderen großen Assetklassen gezeigt. Eine Beimischung dieser kann also das Gesamtrisiko eines Portfolios senken“, so Schmidt weiter.

Den positiven Effekt einer Portfoliobeimischung von Kryptoassets bestätigen auch relativ einheitlich diverse Studien: Diesen zufolge kommt es dadurch zu einem positiven Diversifikationseffekt. Bereits die Beimischung von einem Prozent an Kryptoassets verbessert die risikoadjustierte Wertentwicklung des Portfolios deutlich und dauerhaft, urteilen beispielsweise Sinan Krückeberg und Peter Scholz von der Hamburg School of Business Administration.

„Durch die Beimischung verschiedener Kryptoassets und aktives Portfoliomanagement lässt sich der positive Effekt weiter verstärken“, ergänzt Postera-Experte Schmidt. Da auch die Wertentwicklung der einzelnen Kryptoassets von unterschiedlichen Faktoren abhänge, lasse sich durch aktives Management die Volatilität nochmals senken. Wichtig sei die bewusste Auswahl einzelner Coins und eine intelligente Portfoliozusammenstellung.

Smart am Kryptomarkt partizipieren

Investoren, die in Kryptoassets investieren wollen, benötigen ein gewisses Maß an technischem Know-how sowie ein hohes Maß an Risikobereitschaft. Da sich die ganze Branche noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, eröffnet sie zwar Chancen, birgt aber auch Gefahren. Sogar der Totalverlust des eingesetzten Kapitals kann nicht ausgeschlossen werden. Grundsätzlich gibt es für Investoren drei Möglichkeiten, in Kryptoassets zu investieren: direkt investieren, Beratung einholen oder ein Produkt wählen.

Die Direktanlage ist hier zwar einfach, da keine Intermediäre und Zugangshürden vorhanden sind. Andererseits bedeutet es auch, dass jeder Investor zunächst auf sich alleine gestellt ist und mit den speziellen Eigenschaften von Kryptoassets zurechtkommen muss. Zwar sind Informationen verfügbar, liegen aber nicht so leicht zugänglich vor wie bei klassischen Anlagen.

Der Tausch von gesetzlichen Zahlungsmitteln in Tokens oder der Wechsel von Tokens in Kryptoassets ist auf spezielle Handelsplätze beschränkt, an den klassischen Börsen ist dies noch nicht möglich. Zudem ist die Verwahrung der Vermögenswerte aufwendig. Für Investments im professionellen Bereich wird im Regelfall das sogenannte Cold Storage angewendet, also die sichere Offlinemethode, mit Verwahrung der Assets auf Datenträgern, die nicht an das Internet angeschlossen sind.

Wer sich hier Unterstützung holen will, kann sich an eine Beratungsgesellschaft wenden, allerdings gibt es hier noch nicht viele Anbieter auf dem Markt. Auch das Angebot an Finanzprodukten ist übersichtlich, wächst aber stetig. Zu den ersten zählen die Zertifikate der Bank Vontobel auf Bitcoin und Bitcoin Cash.

Der Nachteil: Es sind klassische Schuldverschreibungen – von der Bonität des Emittenten abhängig und nur an die Entwicklung eines Underlyings gekoppelt. Daneben haben sich auch Fonds etabliert. So investiert der Bitreal Real Estate Blockchain Opportunities überwiegend in Gewerbeimmobilien und nur zum kleinen Teil in Kryptoassets. Da es sich um einen Geschlossenen Spezial-AIF handelt, ist die Liquidität auch eingeschränkt. Die beiden Geschlossenen Fonds von Blockwall Capital investieren hauptsächlich direkt in Kryptoassets, verfügen aber ebenfalls über eine eingeschränkte Liquidität.

Zwei Beispiele für einen liquideren Zugang wurden bei der IFM Independent Fund Management in Liechtenstein als EU-regulierte Offene AIF mit mindestens wöchentlicher Bewertung aufgelegt. Beim Crypto Vario Fund liegt die Portfolioverwaltung bei der MC Vermögensmanagement AG. Der Fonds ist allerdings nach Informationen auf deren Webseite operativ noch nicht gestartet. Dagegen verfügt der Postera Fund – Crypto I über ein Fondsvolumen von zwei Millionen Euro und investiert in Bitcoin, Litecoin, Ethereum, Ripple und Bitcoin Cash. Fondsinitiator Postera Capital unterstützt das Fondsmanagement durch Analysen und Bewertungen von Kryptoassets.

Aktuell ist der Postera-Kryptofonds der einzige regulierte Kryptoasset-Fonds, der für deutsche Anleger zugänglich ist und ein investiertes Portfolio vorweisen kann. Seit Fondsauflage Anfang April befinden sich die Märkte in einer Korrekturphase, gerade hier hat sich das aktive Management des Fonds ausgezahlt: Der Postera-Fonds weist eine bessere Performance und eine geringere Volatilität auf als Anlagen beispielsweise in Bitcoin-Zertifikate oder passive Kryptofonds.