Sehr geehrte Damen und Herren,
2019 kann als das Jahr bezeichnet werden, in dem die Blockchain-Technologie und insbesondere Kryptoassets den Durchbruch in den Mainstream geschafft haben. Alle großen Technologiekonzerne von Apple bis Google und vor allem Facebook mit seinem Libra-Projekt arbeiten an Krypto-Projekten. Die von Facebook vorangetriebene Kryptowährung Libra entwickelt sich dabei immer mehr zum Präzendenzfall, wie viel Unabhängigkeit öffentliche Institutionen einem privaten Geldsystem zugestehen. Speziell in Deutschland hat die Bundesregierung klargemacht, dass sie zwar einem Libra Coin kritisch gegenüberstehen, ansonsten aber den Einsatz der Blockchain-Technologie unterstützen. So ist es kein Zufall, dass immer mehr ambitionierte Projekte starten. Die Börse Stuttgart hat ihre „Digital Exchange“ für Kryptowährungen und tokenisierte Assets gestartet, in einem weiteren Projekt haben Commerzbank, Deutsche Börse und MEAG Security-Tokens auf einer Blockchain rechtssicher transferiert. Der Energiekonzern Innogy bietet an, dass Nutzer über eine Kryptowährung an Ladesäulen verschiedener Anbieter bezahlen können. Auch bei der immer noch dominanten Kryptowährung Bitcoin hat sich 2019 extrem viel getan, um eine breitere Verwendung in einem institutionellen Rahmen zu ermöglichen. Die Lightning-Technologie hat das Potenzial, die Skalierbarkeit wesentlich verbessern und damit schnellere Transaktionen ermöglichen. Nicht zuletzt ist das Angebot von Bitcoin-Futures an etablierten Börsen ein Meilenstein. Nun können Banken und Vermögensverwalter über traditionelle Handelsplätze einen Zugang zum Bitcoin bekommen. Denn weltweit gesehen ist die Zahl der Krypto-Handelsplätze immer noch extrem hoch.
Politik & Regulierung
Realitätstest für Libra
Von Apple über Alibaba, Google bis WeChat – für alle großen Technologieunternehmen ist eine eigene Bezahlmethode eines der zentralen Vorhaben und der Weg in die Zukunft. Am liebsten mit einer eigenen Währung, und nicht nur über US-Dollar und Euro. Einen Schritt weiter ist Mark Zuckerberg und seine Idee, die Kryptowährung Libra als Zahlungsmittel in seinem Facebook-Ökosystem zu etablieren. Allerdings verläuft das Projekt zu Beginn nicht ganz glatt. Die von Facebook initiierte Libra Foundation startet mit nur noch 21 Mitgliedern. Denn zuletzt haben sich mit PayPal, MasterCard und Visa drei Schwergewichte aus der Libra Association verabschiedet. Die Gründe für dieses Abspringen dürften vielfältig sein. Zum einen steht Facebook seit eh und je beim Thema Datenschutz in der Kritik, zum anderen war der Widerstand von Staaten und Regulierungsbehörden gegen Libra zuletzt gestiegen, denn diese sehen ihre Autorität in Gefahr. Zuletzt musste sich Zuckerberg im US-Kongressausschuss grillen lassen. Die Zeichen stehen auf Abwehr gegen eine privatwirtschaftliche Konkurrenz im Geldsystem.
Zwar ist die Skepsis zu Libra sicherlich angebracht, aber ein wenig Konkurrenz würde dem staatlichen Währungssystem sicherlich nicht schaden. Und warum sollte es beim Thema Geld keine Innovation und kein Wettbewerb geben? In Bezug auf staatliche Wahrungen darf man sich nichts vormachen: Die aktuell von Zentralbanken betriebene Geldpolitik ist ein großes Experiment, von dem noch niemand weiß, wie es ausgeht. Wünschenswert wäre dagegen ein Nebeneinander von staatlichen Währungen, privatem Geld und dezentralen Kryptowährungen wie Bitcoin, Monero oder Dash. Frei nach dem Motto: Möge das beste Geld gewinnen.
Börsen & Finanzen
Tokenisierung schreitet voran
Bereits kurz nachdem die Bundesregierung ihre Blockchain-Strategie ausformuliert hat, finden sich im Finanzwesen erste Institute, die mit der „Tokenisierung“ von Wertpapieren Ernst machen. Die Börse Stuttgart hat ihre „Digital Exchange“ gestartet, Deutschlands erster regulierter Handelsplatz für digitale Vermögenswerte, sprich Kryptowährungen und tokenisierte Assets. Auch wenn die Plattform bisher nur für einen begrenzten Nutzerkreis geöffnet ist, kann man von einem ambitionierten Projekt sprechen. Richtungsweisend könnte auch das Projekt von Commerzbank, Deutsche Börse und der MEAG, dem Vermögensverwalter der Münchener Rück und der Ergo-Versicherung, und Eurex Clearing sein. Sie haben ein Wertpapiergeschäft mit tokenisiertem Geld und Wertpapieren erfolgreich abgeschlossen. Cash- und Security-Tokens wurden auf einer Blockchain rechtssicher transferiert. Bei der erfolgreichen Transaktion trat die Commerzbank als Verkäufer und Verwahrer der tokenisierten Wertpapiere (Security Token) auf. Die MEAG trat als Käufer auf und die Eurex Clearing war die zentrale Gegenpartei. Die Unternehmen haben es sich zum Ziel gesetzt, langfristig die Prozesse des Wertpapiergeschäfts endlich vollkommen digital darstellen zu können. Ein Blick über die Grenze zeigt, dass es höchste Zeit ist für die deutsche Finanzcommunity, aktiv zu werden. Die Schweizer UBS ist bereits in mehreren Blockchain-Projekten wie we.trade, R3, Utility Settlement Coin involviert. Im nächsten Schritt hat die UBS angekündigt, die Tokenisierung von Gold, Darlehen und strukturierten Produkten zu prüfen.
Unternehmen und Innovation
Stoppt die Blockchain das Vertragschaos bei der Elektromobilität?
Der Markt für Elektromobilität befindet sich noch in seinen Anfängen, was die Integration neuer Technologien, wie die Blockchain, für die Industrie erleichtert. Im September 2019 hat Innogy eMobility Solutions ein spannendes Projekt gestartet, dass die Verbreitung von Krypto-Technologie deutlich steigern kann. Bezahlt wird mit der Kryptowährung DAI von MakerDAO, und zwar an den Ladesäulen verschiedener Anbieter. Hierbei bildet die Blockchain jeweils einen eigenen Vertrag über die benötigte Strommenge ab ohne dass der Fahrer mit dem entsprechenden Ladesäulenanbieter in Kontakt treten muss. Die Technologie regelt dies vollautomatisiert im Hintergrund, alles bleibt aber transparent. Dies könnte der erste Durchbruch für die Blockchain, jenseits der Kryptowährungen sein. Das soll es Nutzer von E-Autos mittels Blockchain-Technologie ermöglichen, ihren Wagen unabhängig vom jeweiligen Betreiber und an jeder Ladesäule aufzuladen.
Technologie
Macht die Lightning-Technologie Kryptowährungen alltagstauglich?
Kryptowährungen stehen immer noch vor der Herausforderung, dass sie sich zwischen hohen Ansprüchen an Sicherheit und einer besseren Skalierbarkeit und damit schnelleren Transaktionen entscheiden müssen. Die Lightning-Technologie hat den Anspruch, diesen Widerspruch aufzulösen. Sie kann dabei helfen, den Zahlungsverkehr beispielsweise mit Bitcoin billiger, einfacher und schneller abzuwickeln. Statt die ganze Blockchain einzubinden, reicht es, wenn die beiden Handelspartner, die mit einer Kryptowährung handeln wollen, miteinander in Verbindung treten. Den zu handelnden Betrag müssen beide Teilnehmer vorher bestätigen. Damit trotzdem alles sicher, transparent und konsistent bleibt, kommt die Verbindung nur dann zustande, wenn beide Teilnehmer mit ihrem privaten Schlüssel „unterschreiben“. Kommt die Verbindung zustande, können beliebig viele Transaktionen zwischen den beiden Handelspartnern ausgeführt werden. Erst der finale Stand wird an die Blockchain übertragen. Mittels dieser schnellen und nach wie vor sicheren Transaktion könnten auch Alltagsgeschäfte abgewickelt werden. Vielleicht nicht der Kaffee beim Bäcker, aber das jüngste Schnäppchen bei eBay sicherlich.
Kommentar
Viele Börsen verderben die Liquidität
Eine der größten Vorteile von Blockchain-basierten Geschäftsmodellen, ihre Dezentralität und niedrige Eintrittshürden, stellt sich mitunter auch als Schwierigkeit heraus. Dies lässt sich bei der großen Zahl an Börsen beobachten. Der Krypto-Softwarespezialist Crystal Blockchain hat per September über die ganze Welt verteilt ganze 192 Kryptobörsen gezählt (siehe Chart unten). Einerseits sorgt die beinharte Konkurrenz für Innovationen und Erfindungsreichtum. Auf der anderen Seite dürfte es selbst für die Marktführer schwierig sein, technologische und sicherheitstechnische Standards durchzusetzen, wenn sich das Handelsvolumen auf so viele Börsen verteilt. Die Fragmentierung des Volumens macht auch den klassischen Börsen zu schaffen, die mit Bitcoin-Futures um Investoren buhlen. Die Chicagoer Börsen CME und CBOE haben im Dezember 2017 mit diesem Service gestartet, im September 2019 folgte Bakkt, eine Tochter des Börsenkonzerns Intercontinental Exchange (ICE). Zwar steigt die Zahl der gehandelten Bitcoin-Kontrakte langsam, bleibt aber noch hinter den Erwartungen zurück. Am 22. November stieg die Zahl der gehandelten Kontrakte auf einen neuen Höchstwert von 2728, das entspricht einem Gegenwert von 20,3 Millionen US-Dollar. Im Vergleich zum US-Aktien- oder Anleihenmarkt ist zwar aber immer noch relativ wenig. Grundsätzlich überwiegt jedoch eindeutig die positive Seite: Wenn sich große und etablierte Marken und Namen für ein Engagement im Kryptosegment entscheiden, ist das ein gutes Zeichen für die Entwicklung der Branche. Eine Konsolidierung bei der Zahl der Kryptobörsen und eine Konzentration des Volumens auf wenige große Handelsplätze wären absolut positiv für die Entwicklung der Branche.
Termine
15.-17.01.2020 | Crypto Finance Conference, St. Moritz |
20.01.2020 | Geneva Blockchain Congress |
06.-07.02.2020 | Advancing Bitcoin Developer Conference 2020, London |
9.03.-10.03.2020 | Crypto Assets Conference, Frankfurt |
31.03-01.04.2020 | Paris Blockchain Week Summit |
Über Postera Capital
Die Postera Capital GmbH ist eine Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Düsseldorf, die auf die Analyse von Investmentmöglichkeiten auf Basis der Blockchain-Technologie spezialisiert ist. Dazu gehören insbesondere Kryptoassets. Der Fokus liegt auf der gesamtheitlichen Analyse und Bewertung sowie der Entwicklung von Anlagestrategien. Postera Capital stellt Partnern das entsprechende Know-How zur Verfügung und eröffnet diesen damit einen einfachen Zugang in diese Assetklasse. Dabei liegt der Fokus darauf, diese Investments professionellen Investoren mit entsprechenden Ansprüchen an Qualität, Liquidität und regulatorische Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Das Postera-Team verfügt über langjährige Erfahrung in den für die Analyse und Bewertung von Kryptoassets und Blockchain-Projekten relevanten Bereichen. Darüber hinaus arbeitet Postera mit einem Netzwerk von Spezialisten in den Bereichen Kryptoassets, Regulierung und Asset Management zusammen.