Krypto-Assets sind derzeit in aller Munde. Der Fokus vieler Anleger liegt dabei auf Bitcoin. Verständlich, denn Bitcoin ist das erste, älteste und nach Marktkapitalisierung das wertvollste Krypto-Asset – und zwar mit großem Abstand. Über 60 Prozent des Volumens, der aktuell in Krypto-Assets investiert ist, entfällt auf Bitcoin. Von Gastautor Martin Schmidt

Jenseits von Bitcoin hat die Anlageklasse allerdings noch einiges mehr zu bieten: Mittlerweile existieren mehr als 50 digitale Assets mit einer Marktkapitalisierung von über einer Milliarde US-Dollar. Aber: Anlageklasse? Ist dieser Begriff tatsächlich angebracht? Ich meine ja. Denn einerseits verbindet die Krypto-Assets ein gemeinsames Merkmal, nämlich die Abbildung als digitaler, eindeutig identifizierbarer und durch ein dezentrales Netzwerk gesicherter Token. Andererseits: In keiner anderen der bestehenden Anlageklassen lassen sich Krypto-Assets ansonsten sinnvoll unterbringen. Die Kategorisierung als Währung ist nicht hilfreich. Erstens ist sie sachlich falsch (selbst Bitcoin als „digitales Gold“ erfüllt nicht die Merkmale einer Währung). Zweitens verhalten sich Krypto-Assets im Portfolio auch ganz anders: Die Chancen auf Wertsteigerung sind größer – die Volatilität und die kurzfristigen Risiken aber auch.

Krypto-Währung und Smart-Contract-Plattformen

Ganz pragmatisch behandelt man Krypto-Assets daher am besten als eigenständige Anlageklasse. Steigt man tiefer in die Thematik ein, stellt man fest, dass es – wie bei anderen Anlageklassen auch – ganz unterschiedliche Unterkategorien gibt: Da wären zunächst die „klassischen“ Coins wie Bitcoin, Litecoin oder Dash, für die sich – wenn auch technisch nicht ganz korrekt – der Begriff der „Krypto-Währung“ eingebürgert hat. Dabei handelt es sich um digitale Tokens, die die Funktion von digitalem Geld erfüllen, also als Zahlungs- oder Wertaufbewahrungsmittel genutzt werden können. Schon auf Platz 2 nach Marktkapitalisierung findet man mit Ethereum eine weitere Unterkategorie: So genannte Smart-Contract-Plattformen, die Funktionalitäten bieten, die deutlich über die von Krypto-Währungen hinaus gehen. Diese Plattformen erlauben es Entwicklern, neue Tokens zu kreieren und diese über selbst ausführende Programme – so genannte Smart Contracts – mit weiteren Funktionalitäten aufzuladen. Weitere Beispiele für Smart-Contract-Plattformen sind Cardano oder Polkadot.

Die dritte Unterkategorie sind schließlich die Applikationen, die auf den Smart-Contract-Plattformen wie Ethereum aufsetzen. Beispiele hierfür sind Uniswap, eine Art dezentraler Marktplatz, auf dem Token getauscht werden können, oder MakerDAO, eine dezentrale Beleihungsplattform. Hier finden sich interessante Token, die man fast schon nach klassischen Bewertungsmaßstäben analysieren kann, denn oftmals kommen Gebühren, die für die jeweilige Anwendung gezahlt werden müssen, den Token-Eigentümern zugute.

Kategorisierung kann Investoren helfen

Diese Kategorisierung ist weder vollständig noch lassen sich die Unterscheidungen immer trennscharf feststellen. Nichtsdestotrotz: Eine Kategorisierung kann Investoren jedoch helfen, den Krypto-Anteil in ihrem Portfolio zu strukturieren.

Werden wir in zehn Jahren auch noch von Krypto-Assets als Anlageklasse sprechen? Wer weiß – vielleicht sind bis dahin viele Anlageformen „tokenisiert“, das heißt als digitaler Token abgebildet, und wir benötigen eine viel feinere Unterscheidung. Bis dahin jedoch ist es sinnvoll, Krypto-Assets als eigenständige Anlageklasse zu behandeln.

Erschienen auf: boerse-online.de