Dezentrale Finanz-Apps sind der neueste Trend der Krypto-Szene. Ein Asset profitiert davon besonders: Ethereum zeigt, welches Potential in der Blockchain steckt
Düsseldorf, 03. November 2020 – Lange Zeit hat Bitcoin die Diskussion um Krypto-Assets dominiert. Kein Wunder, denn Bitcoin ist nicht nur die erste, sondern nach wie vor die mit Abstand wertvollste Kryptowährung. Seit einigen Monaten bestimmt jedoch ein neuer Trend die Krypto-Welt: DeFi (Decentralised Finance) heißt das Buzzword, das derzeit für Aufruhr sorgt. Dabei handelt es sich vereinfacht gesagt um neue, auf der Blockchain basierende Finanzprodukte mit klassischen Anwendungsfeldern. Darlehen, Versicherungen, Anleihen und Verzinsungen werden über dezentrale Apps (DApps) verwaltet, zentrale Anbieter wie Banken und Zahlungsdienstleister fallen weg.
Die Nutzung solcher Finanz-Programme nahm zuletzt explosionsartig zu: Lag der Gesamtwert der DeFi-Apps Ende Oktober 2019 bei rund 530 Millionen US$, ist der Wert innerhalb eines Jahres auf knapp 11,1 Mrd. US$ angestiegen, er hat sich also mehr als verzwanzigfacht. Stand heute laufen fast alle DeFi-Anwendungen über das Netzwerk der öffentlichen Ethereum-Blockchain. Da mit der Nutzung der DeFi-Anwendungen auch die Nachfrage nach Ether, dem nativen Token der Ethereum-Blockchain steigt, war Ethereum 2020 eines der Krypto-Assets mit der besten Performance am Markt. Trotz Corona-Krise hat sich der Preis von Ethereum fast verdreifacht.
Die steigende Zahl der Nutzer und die Fülle der verschiedenen Anwendungen zeigten zuletzt, was bei Ethereum möglich ist. Dadurch wurde auch deutlich, was Ethereum von klassischen Kryptowährungen wie etwa Bitcoin unterscheidet: Bitcoin wurde in erster Linie als digitales Geld konzipiert, das vollständig dezentral funktioniert, also ohne, dass es von einer zentralen Stelle ausgegeben oder verwaltet wird. Obwohl Ethereum durchaus als Geld genutzt werden kann, liegt hierin jedoch nicht der Hauptzweck. Vielmehr stellt Ethereum eine Plattform dar, auf der wiederum andere Anwendungen gebaut werden können.
Immer wieder sind im Zusammenhang mit Ethereum Superlative wie „Krypto-Revolution“ oder „Internet 3.0“ zu hören. Solche Bezeichnungen mögen hoch gegriffen sein, tatsächlich verbirgt sich hinter Ethereum aber eine der spannendsten Entwicklungen, die der Krypto-Markt derzeit zu bieten hat. Denn die DApps auf Basis der Ethereum-Blockchain bilden die Bausteine für ein ganzes Ökosystem, in dem Nutzer mit verschiedenen Produkten und Services interagieren können.
Die dezentralen Anwendungen werden erst durch den Einsatz sogenannter Smart Contracts möglich, die auf der Ethereum-Blockchain programmiert werden können. Smart Contracts sind im Grunde nichts weiter als der selbstausführende Teil eines Codes, der Vereinbarungen zwischen mehreren Vertragsparteien festlegt und ausführt. Vertragsrisiken werden minimiert, da Smart Contracts in die Blockchain eingebunden sind und dort sicher und unveränderlich fortbestehen. Ein Beispiel: Wer einen Kreditvertrag abschließt, muss nicht mehr befürchten, dass einer der Teilnehmer seine Kredite nicht wie verhandelt zurückzahlt, da Verträge immer automatisiert nach einem zu Beginn festgelegten Protokoll ausgeführt werden. Intermediäre und zentrale Institutionen, die zwischen den Parteien vermitteln und die Einhaltung der Verträge kontrollieren, fallen somit weg. Sollte Ethereum weiter an Fahrt aufnehmen und zu einem festen Bestandteil des finanziellen Austauschs werden, könnten Mittelsmänner wegfallen, so dass wirtschaftliche Beziehungen am Ende nur noch dezentral über die Blockchain und direkt von Person zu Person ablaufen.
Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. Auch deshalb, weil Ethereum bei weitem nicht perfekt ist. Denn bei aller Euphorie sollte man nicht die Schwächen des Systems vergessen. Täglich sorgen alleine DApps auf der Blockchain für rund 95.000 Transaktionen, ganz zu schweigen von den Hunderttausenden täglichen Transaktionen, die durch den Handel von Ethereum-Token hinzukommen. Allerdings schafft das Ethereum-Netzwerk derzeit gerade einmal 15-20 Transaktionen pro Sekunde – ein Wert der in Anbetracht der weiter steigenden Nachfrage vollkommen unzureichend erscheint. Will Ethereum seine Vorrangstellung bei DeFi-Anwendungen beibehalten, muss die Skalierbarkeit erhöht werden. Abhilfe schaffen soll hier das Projekt Ethereum 2.0, das laut den Entwicklern mehr als 100.000 Transaktionen pro Sekunde möglich machen soll. Ob diese Einschätzung realistisch ist, wird sich jedoch erst zeigen, wenn das Projekt aus seiner Entwicklungsphase kommt.