Die Inflation zieht an
Die von der OECD veröffentlichte Inflationsrate lag im vergangenen Quartal bei 3,9 Prozent in Deutschland und 5,3 Prozent in den USA – mit steigender Tendenz in beiden Ländern. Damit ist sie so hoch wie zuletzt im Jahr 2008. Gründe für die starke Geldentwertung sind unter anderem Lieferengpässe in vielen Bereichen, aber auch und vor allem die seit Jahren ultralockere Geldpolitik. Verstärkt wurden diese Trends durch die Corona-Pandemie: Globale Lieferketten gerieten unter Druck und Regierungen rund um den Globus legten Stimulus-Programme auf, durch die die Geldmenge weiter aufgebläht wurde.
Klassischer Inflations-Schutz mit Gold und Aktien
Anleger fragen sich aus gutem Grund, wie sie nun ihr Kapital vor der Entwertung des Geldes schützen können. Bekanntermaßen bieten sich für Investoren einige Möglichkeiten zur Absicherung ihres Kapitals.
Viele Anleger setzen auf Gold und andere Edelmetalle als Anlageklasse der Wahl im Kampf gegen die Inflation. Als knapper Rohstoff wird Gold zwar in US-Dollar gehandelt, ist aber nicht abhängig von diesem. Wenn die Nachfrage nach Gold für die Herstellung von Schmuck, Elektronik-Gütern oder als Wertanlage konstant bleibt, bleibt auch sein Wert konstant und der in US-Dollar gemessene Goldpreis steigt in Tandem mit einer Dollarentwertung.
Dasselbe Prinzip gilt entsprechend auch für andere Rohstoffe: Weizen erhält seinen Wert zunächst entsprechend seiner Nachfrage, unabhängig vom Wert des US-Dollars. In der Praxis ist allerdings nicht gewährleistet, dass Gold oder andere Rohstoffe bei einem Anstieg der Inflation an Wert gewinnen oder diesen zumindest erhalten. Zwischen 1980 und 1984 verlor Gold beispielsweise über 8 Prozent seines Wertes pro Jahr bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 7,5 Prozent. Die Preise von Rohstoffen wie Weizen sind teilweise stark abhängig von geopolitischen Faktoren und klimatischen Bedingungen. Verschiedene Studien zeigen, dass Gold eher einen mittelfristigen als einen kurzfristigen Inflationsschutz bietet.
Aber auch Aktien sind bis zu einem gewissen Grad robust gegenüber der Inflation, denn Unternehmen können auf die steigenden Preise reagieren. Steigen die Einkaufspreise, so können auch Verkaufspreise erhöht werden, um die Gewinnmarge beizubehalten. Natürlich unterscheiden sich hier einzelne Branchen; ist ein Unternehmen beispielsweise auf Kredite für Investitionen angewiesen, reduziert ein steigender Zins die Profitabilität und damit den Aktienkurs des Unternehmens. Für Investoren bedeutet dies, dass im Angesicht steigender Inflationsraten unter Umständen eine Umschichtung ihres Portfolios hin zu “inflations-resistenten Industrien“ sinnvoll sein kann.
Eine weitere Möglichkeit der Absicherung sind inflationsgeschützte Anleihen, deren Wert an die Inflationsrate gekoppelt ist. Diese versprechen eine inflationsunabhängige reale Rendite und beugen somit einer Kapitalentwertung vor. Die Opportunitätskosten der Sicherheit, die derartige Bonds bieten, sind jedoch im Allgemeinen geringere Renditen.
Ergänzung des Portfolios durch Bitcoin und andere Kryptoassets
Wie passt Bitcoin nun in das Bild? Wie auch bei Gold ist das Angebot an Bitcoin limitiert. Es werden derzeit zwar kontinuierlich neue Bitcoin in Umlauf gebracht, die Rate mit der dies geschieht nimmt jedoch im Laufe der Zeit ab. Wurden beispielsweise im Jahr 2012 noch im Schnitt über 7.000 Bitcoin pro Tag geschürft, so liegt dieser Wert heute bei ca. 900 Bitcoin. Zusätzlich ist das Gesamtangebot streng auf die Menge von insgesamt 21 Millionen Bitcoin limitiert, von denen sich heute bereits rund 90 Prozent im Umlauf befinden.
Als Indikator für die Knappheit eines Gutes kann unter anderem die Metrik „Stock to Flow“, herangezogen werden. Diese misst den Faktor des Angebots, welches sich bereits im Umlauf befindet (stock) im Vergleich zu dem jährlich neu erzeugten Angebot (flow). Der „Stock to Flow“ von Bitcoin liegt derzeit bei 57, während der von Gold bei 62 liegt. Das bedeutet, dass bereits 57-mal so viel Bitcoin im Umlauf sind wie jährlich geschürft werden können. Innerhalb der Krypto-Community wird Bitcoin aufgrund seines Einsatzes als Wertanlage auch als „digitales Gold“ angesehen. Da jedoch zukünftig immer weniger Bitcoin pro Jahr geschürft werden können, während der jährliche Abbau von Gold über die letzten Jahrzehnte zugenommen hat, gehen einige sogar so weit, Bitcoin als „knapper als Gold“ zu bezeichnen.
Dazu kommt, dass die genaue Menge an verfügbaren Bitcoin – anders als bei Gold – exakt bekannt und nachweisbar ist. Im Vergleich zu anderen Rohstoffen ist die Vorhersehbarkeit des verfügbaren Angebots und die vergleichsweise Unabhängigkeit von geopolitischen Effekten ein deutlicher Pluspunkt für den Bitcoin, obgleich ein Nachfragerisiko bestehen bleibt, was sich im stark schwankenden Preis widerspiegelt. Nichtsdestotrotz: Die Eigenschaften von Bitcoin sprechen klar für einen Platz in inflationsgeschützten Portfolios.
Grenzen des Inflations-Schutzes
Was viele Anleger oftmals vergessen: Inflations-Schutz bedeutet nicht zwingend, dass eine Anlage wertstabil bleibt, sondern lediglich, dass die Wertentwicklung nicht negativ mit der Inflation korreliert. Der Preis von Bitcoin ist starken Schwankungen ausgesetzt, und so kann der Bitcoin-Kurs trotz hohen bzw. steigenden Inflationsraten fallen. Aber: Eben nicht ursächlich aufgrund der Inflation. Also gilt auch bei hoher Inflation: Anleger sollten nur Beträge in Bitcoin investieren, die sich auf Sicht “ins Risiko stellen” können.
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass neben Bitcoin eine große Zahl weiterer Kryptoassets existiert, unter denen sich einige alternative Geschäftsmodelle zu traditionellen Finanzprodukten befinden. Inwiefern diese als “Hedge” gegen Inflation taugen, muss man im Einzelfall beurteilen. Beispiel: Von einem mit der Inflation steigenden Zinsniveaus können auch die auf der Blockchain basierenden dezentralen Finanzanwendungen profitieren, wenn diese Kredite zu besseren Konditionen anbieten können als traditionelle Institutionen. Kryptoassets bieten ein weites Feld, von denen einige gut in inflationären Umfeldern performen dürften.
Fazit: Bitcoin als Hedge gegen Inflation
Anleger, die ihr Portfolio gegen Inflation wetterfest machen wollen, sollten eine Beimischung an Bitcoin und anderen Kryptoassets in Betracht ziehen. Neben der Rolle als “digitales Gold” hat Bitcoin einen positiven Effekt auf die Portfolio-Diversifikation und ermöglicht hohe Renditen. Aber auch in Zeiten hoher Inflation bleibt Bitcoin volatil – Anleger sollten daher ihre Positionsgrößen so wählen, dass sie mögliche Preisrückgänge verkraften können.
Erschienen auf capinside.com