Die SEC hat sich nach jahrelangem Zögern endlich dazu durchgerungen, Bitcoin-Fonds auf Grundlage von Futures zuzulassen. Im Oktober konnten amerikanische Anleger daher erstmals in gleich drei kryptobasierte ETFs investieren. Die US-Börsenaufsicht baut so eine wichtige Brücke zwischen traditioneller Finanzwelt und digitalen Assets.

Der 19. Oktober war für die Krypto-Community ein historischer Tag. Nach jahrelangen Verschiebungen feierte erstmals ein Bitcoin-ETF sein Debüt an der New York Stock Exchange. Unter dem Kürzel BITO konnten Investoren pünktlich zur Markteröffnung den ProShares Bitcoin Strategy ETF handeln. Der Start verlief durchaus erfolgreich: an seinem ersten Handelstag legte der ETF um 3,75 Prozent auf 41,50 Dollar zu. Das Tageshoch markierte der in Bitcoin-Futures der CME investierte Fonds bei 42,15 Dollar. Entsprechend reagierte auch der Bitcoin-Kurs und setzte nach einem volatilen Wochenanfang seinen Wachstumskurs auf ein neues Allzeithoch von über 67.000 US-Dollar fort. Der Futures-ETF dürfte durchaus für die Hausse mitverantwortlich gewesen sein, wurde das Anlageprodukt doch von vielen Investoren sehnlichst erwartet. Zwar kühlte sich der Kurs des beliebtesten Krypto-Assets seitdem wieder etwas ab, dennoch scheint der Bedarf an neuen Anlageprodukten derzeit ungebrochen. So gingen kurz nach der Erstzulassung der Valkyrie Bitcoin Strategy fund und der VanEck Bitcoin Strategy ETF an den Start.

Futures-ETFs erfüllen strenge Auflagen

Bei Bitcoin-Futures handeln Anleger nicht direkt mit Bitcoin. Stattdessen dienen Terminkontrakte der CME als Basiswert, die mit dem Bitcoin-Kurs korrelieren. Der ETF richtet sich daher vorrangig an Anleger, die Bitcoin-Exposure suchen, jedoch nicht direkt auf einem Exchange wie Coinbase handeln wollen. Das Produkt ist dem Investment Company Act von 1940 untergeordnet und unterliegt somit strengen Regularien. Neben der einfachen Zugänglichkeit soll der ETF Anlegern daher mehr Schutz bieten – so zumindest der Gedanke des SEC-Vorsitzenden Gary Gensler.

Verbindung zwischen klassischer Finanzwelt und digitalen Assets

Ob ein Futures-basierter ETF für Anleger tatsächlich die beste Wahl ist, darf allerdings bezweifelt werden. Anleger investieren beim Bitcoin-ETF zwar prinzipiell in einen zeitlich unbefristeten Fonds, die ihm zugrundeliegenden Futures haben jedoch – ganz im Gegensatz zu Bitcoin selbst – ein Ablaufdatum. Laufen die Futures-Kontrakte aus, wird in der Regel in einen anderen Terminkontrakt gewechselt, wobei die Kosten für den stetigen Wechsel an die Anleger weitergegeben werden. Solche Gebühren sind nicht zu unterschätzen: Bloombergs ETF-Analyst Eric Balchunas geht etwa davon aus, dass die laufend anfallenden Kosten bis zu zehn Prozentpunkte der jährlichen Rendite betragen können. Die Wall Street verdient also fleißig mit, anders als bei direkten Bitcoin-Investments. Anleger sollten sich daher die Frage stellen, ob sie nicht doch lieber physische Bitcoin kaufen wollen – das wäre zwar weniger bequem, dafür aber kostengünstiger.

Auch wenn Futures-ETFs nicht in allen Belangen überzeugen, so ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass damit der Krypto-Sektor im Bereich der Regulation einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Krypto-Fonds wie der Bitcoin-Futures-ETF stellen eine Verbindung zwischen der klassischen Finanzwelt und digitalen Vermögenswerten her und schaffen somit Vertrauen in die noch junge Anlageklasse. Investoren können sich darauf verlassen, dass die zugelassenen Fonds ein Mindestmaß an Anlegerschutz bieten. Das motiviert vor allem interessierte Anleger, die aus regulatorischen Bedenken das Investment in kryptobasierte Assets bisher gescheut haben. Dazu zählen etwa institutionelle Investoren, die oftmals risikoaverser sind und daher die jüngsten Maßnahmen der SEC begrüßen dürften.

Gute Aussichten für weitere Zulassungen

Da die US-Börsenaufsicht nun einen Präzedenzfall geschaffen hat, dürfte auch der ETF von Invesco in den kommenden Wochen an den Start gehen. Anders sieht die Situation bei Fonds aus, die nicht auf Terminkontrakte setzen, sondern den Kauf physischer Bitcoin ermöglichen. Hier hatte die SEC eine Entscheidung für vier Spot-ETFs auf Ende November bzw. Dezember verschoben, um sich mehr Bedenkzeit zu verschaffen. Ein positiver Beschluss wäre für die Kryptobranche ein großer Wurf. Denn schon seit Jahren warten große Finanzunternehmen auf eine Zulassung. So hatte erst kürzlich der Vermögensverwalter Grayscale bei der US-Börsenaufsicht beantragt, seinen Bitcoin Trust in einen ETF umzuwandeln. Bisher war das Vorhaben jedoch am Willen der SEC gescheitert.

Alternativen für deutsche Anleger

Hat die Zulassung des Bitcoin ETFs Auswirkungen für deutsche Anleger? Allenfalls indirekt, denn gemäß EU-Recht wären solche ETFs nach wie vor nicht zulassungsfähig. Bei Publikumsfonds, die an deutsche Anlegern vertrieben werden, bleiben Krypto-Assets als Anlagegegenstand nach wie vor außen vor. Im Sinne des Anlegerschutzes ist dies zwar nicht, aber so sind derzeit nunmal die Regeln. Die gute Nachricht: Deutsche Anleger, die sich als professionelle oder semiprofessionelle Anleger qualifizieren, können in Deutschland bereits seit mehreren Jahren in Krypto-Fonds investieren, die Anlegergelder direkt in Krypto-Assets investieren – ohne den Umweg über Futures gehen zu müssen.

Erschienen auf capinside.com